, 29. September 2023
13 Kommentare

Weil er so fickt, wie sie alle gerne ficken würden

Ende August veröffentlichte das SRF eine Recherche über den «Republik»-Journalisten, Musiker und Autor G., dem sechs Frauen sexualisierte Übergriffe und Belästigung vorwerfen. Die sexualisierte Gewalt des mutmasslichen Täters galt als «angeblich offenes Geheimnis» in der Medien- und Kulturbranche. Zum Fall wird mehrheitlich geschwiegen. Die Gründe dafür sind vielfältig, die strukturelle Liebe für männliche Abuser ist einer davon. von Mia Nägeli

Das erste Mal begegnete ich G., als ich das erste Mal in den Ausgang ging. Es war an einer Party im Keller der damals wohl einzigen alternativen WG der Ostschweizer Provinzstadt, in der ich aufwuchs. G. stand auf einer winzigen Bühne in einem Betonkeller mit 50 Menschen drin, er kiffte und rappte von Drogendealern und Verfolgungsfahrten im Thurgau und von schlechtem Kokain in St. Gallen. Er war damals Ende 20, ich war 15 und gleichermassen eingeschüchtert und fasziniert von dem kleinkriminellen Untergrund, der sich da vor mir auftat. Fünf oder sechs Jahre später traf ich G. in einer WG in einem Städtchen am Bodensee. Er schrieb immer noch Songs über das Ostschweizer «low life», aber mittlerweile auch Reportagen, die Preise erhielten und als Bücher gedruckt wurden. In Zeitungen schrieb er über Hooligans oder über Politik, auf seinem Blog über Rap, Drogen oder über die Serie Californication. Als ich ihn an dem Abend traf, sprach er vor allem davon, wie geil er Drogen fand und wie gern er meine Freundin ficken würde.

Ich verstand mich zu dem Zeitpunkt noch als Mann, auch wenn ich das Mann-Sein nicht sonderlich gut konnte. Nachdem die Pubertät meinen Körper in ein Ding verwandelt hatte, das sich falsch und fremd anfühlte, wurde ich depressiv, hatte Angstzustände und flüchtete mich in Alkohol, Gras und Amphetamin. Trans Menschen gab es in der Schweizer Popkultur der 2000er keine und deshalb rang ich nach Ideen von Männlichkeit, die mir einen Weg aufzeigen konnten, das zu werden, was mir alle wieder und wieder sagten, dass ich es sei: ein Mann. Oder präziser, weil ich depressiv war und häufig über meine Emotionen sprach: ein Künstler.

Wir lieben die Abuser

Die 2000er und 2010er liebten neurodivergente Künstler. Sie liebten sie so sehr, dass sie ihnen alles verziehen, egal ob sie Drogen oder Frauen missbrauchten. Der von den Medien als softes Genie gezeichnete französische Sänger Bertrand Cantat (Noir Désir) tötete 2003 seine Freundin in einem Streit, und während er im Knast sass, erschien das letzte Live-Album, das er aufgenommen hatte, und sprang in der Schweiz, Italien, Frankreich und Belgien in die Top-Ten der Charts. Californication, eine Serie, die G. gern erwähnte, dreht sich um den Mittvierziger Star-Autor Hank Moody, dem die Filmadaption seines Romanes missfällt und der deswegen in der ersten Folge frustriert Sex mit der Frau des Regisseurs und einem 16-jährigen Fangirl hat. Dazwischen zieht er Drogen, hat noch mehr Sex und überschreitet wieder und wieder Grenzen, die seine Ex-Frau gesetzt hat. Am Ende der ersten Staffel kehrt die Ex-Frau dann zu ihm zurück, seine Muse, diejenige, die Moody eigentlich ficken wollte, wenn er all die anderen fickte. Und wir als Zuschauer:innen bekamen zu verstehen, dass sie ihn trotz der Eskapaden und Übergriffe liebt, vielleicht aber auch deswegen.

Hank Moody war damals das grösste moderne popkulturelle Narrativ, wie ein schreibender Mann zu sein hätte. Er fickte viel und liebte teure Autos, liebte aber auch Frauen. Er brauchte sie, zum Schreiben, zum Abreagieren. Millionen sahen Californication. Und wenn ich und viele aus meinem Umfeld danach G. sahen, ergab er Sinn: Ein schreibendes Genie, das sich manisch durch Clubs und Redaktionen der Schweiz fickt und mutmasslich traumatisierte Betroffene zurücklässt – dank den kulturellen Referenzen aus Fiktion und Realität war das nichts Erschütterndes, sondern ein «richtiger Mann». 2010 hätte G. den Vergleich zu Moody geliebt. Vielleicht liebt er ihn auch jetzt noch, er liest diesen Text bestimmt.

G. versteht sich als Gonzo-Journalist, er liess sich ein Gonzo-Tattoo auf den rechten Unterarm stechen und trug lange eine getönte Brille, die an Hunter S. Thompsonerinnert, den Begründer des Gonzo-Journalismus. Als G. in einer vielbeachteten SRF-Sendung auftrat, tat er das in einem Fear and Loathing in Las Vegas-Shirt unter einer weissen Anzugsjacke und erzählte, dass er gerne kokste und gerne soff. Sein Blog hiess, frei nach Thompson, «Nation of Swine». Hier las die Medienprominenz der Schweiz mit, wegen dem eloquenten Beef mit anderen Branchenlieblingen, wegen dem einen oder anderen Scoop, aber auch, weil die Boys der Medienszene die dreckigen Geschichten geil fanden. Als «Dr. Gonzo» erzählte G. von Weltklasse-Koks im Backstage des Zürcher Hallenstadions oder vom Abpacken von illegalem Viagra. Acht Jahre bevor die «Republik» G. anstellte und dabei von den Vorwürfen wegen sexueller Belästigung wusste, lasen die brancheninteressierten Journos der Schweiz auf «Nation of Swine», wie geil G. es fand, mit einer Corvette bei 298 km/h über die deutsche Autobahn zu rasen und dabei den Guns-N’-Roses-Song zu hören, zu dem er das erste Mal gefickt und sich kurz danach geprügelt hatte.

Wie sie alle gern ficken würden

Lange steckten mich die Menschen in die Ecke zu den Boys. Und weil ich schreiben wollte und es in diesem Land gefühlt niemanden gab, der besser schrieb, der näher dran war, nahm ich mir G. zum Vorbild. Es gab das eine oder andere mögliche Idol, aber ganz ehrlich: Die fickten weniger. Und darauf kommts an, das hatte ich in 20 Jahren Männlichkeit imitieren gelernt, das lehrten mich Gossip Girl, How I Met Your Mother und all die anderen Pop-Produkte der Zeit. Und also stand ich bald in der gleichen Ostschweizer Redaktion, in der auch G. gearbeitet hatte, flüsterte ehrfürchtig mit den Boys in einer Ecke, die vielleicht grad auch lieber Opium in Vang Vieng rauchen würden, so wie es G. in einer «Magazin»-Reportage tat, Corvette fahren würden, wie es G. in seinen Songs tat, so viel ficken würden, wie G. es angeblich tat. Die Boys drückten mir Meienberg in die Hand oder erzählten von Gonzo-Journalismus und wenn ich gut werden wollte, so wie G., dann müsse ich werden wie jene Männer. Heute stelle ich mir vor, dass die Frauen gleichzeitig am anderen Ende der Redaktion standen und sich Warnungen über G.s sexualisierte Gewalt zuflüsterten.

Die Namen, die jungen Journalist:innen als Referenzen vorgehalten werden, sind dieselben, in deren Tradition sich G. versteht. Er trägt die Namen und Zeichen von Männern wie Meienberg oder Thompson und wenn Journalismusgremien G. Preise verliehen, lobten sie seine Schritte in deren Fussstapfen. Meienberg, der acht Jahre lang eine Geliebte auf Telefonabruf hatte, sie vor allen versteckte und nur fürs Ficken, für ihr Essen und für ihren Trost vorbeikam, der Abhängigkeiten kreierte und demütigte. Thompson, der davon überzeugt war, dass jede Frau tief im Innern Vergewaltigung doch geil finden könnte. Beide, und ebenso William S. Burroughs (der seine Frau erschoss und dafür als Grund mal einen Wilhelm-Tell-Stunt, mal unvorsichtiges Vorführen seiner Pistole nannte) und beinahe die gesamte restliche Beat-Generation, die Frauen schlugen, Minderjährige sexualisierten oder vergewaltigten, gehören immer noch zu den Referenzen für junge, vor allem männliche Schreibende.

Als ich merkte, dass ich dem nicht entsprechen konnte, kein innerlich zerrissenes abusive Genie werden würde, gab ich den Journalismus auf, wechselte bald darauf in die Musik und erlebte dort das Gleiche. Andere Namen, aber die identischen Muster. Zu den Grossen oder den Coolen der Szene gab es hier Gerüchte von Übergriffen, dort von Grenzüberschreitungen. Die eine oder andere FINTA-Person hielt Distanz zum einen oder anderen Musiker und die Männer erzählten mir, dass jene FINTA-Person halt «ein wenig crazy sei» und schwankten zu den Erfolgsgeschichten der Abuser um.

Wenn jetzt alle Frauen anfangen, zu sprechen

Heute sind die Männer, die in Musik und Medien in Machtpositionen sitzen, erschüttert. Die «Republik» ist erschüttert und als ich G.s Label im März über seine Übergriffe informierte, waren die ebenfalls erschüttert – und sie sind es immer noch. Dass männlich geprägte Organisationen in einem System, das jungen Männern Abuser als Vorbilder auftischt, erschüttert sind, wenn Männer zu Tätern werden, ist heuchlerischer Bullshit zum reinen Selbstschutz.

Die angebliche Erschütterung ist Angst oder Wut und bezieht sich auf das, was Aline Graf bereits 1998 formulierte, nachdem sie Meienbergs verachtenden Umgang ihr gegenüber publik machte (und danach von den teilweise gleichen Akteuren aus dem Land gehämt wurde, die zehn Jahre später G. grossmachen würden): «Mein Buch hat doch Ängste geweckt. In einer Fernsehsendung hat es ja ein Mann selber formuliert: Hilfe, wenn jetzt alle Frauen anfangen, heimlich solche Tagebücher über uns zu schreiben», sagte sie zur «Sonntagszeitung». «Es ist den Männern verdammt lästig, dass eine Frau das Schweigen gebrochen und dann gleich einen der Grössten von ihnen entzaubert hat. Das hat auch Aggressionen ausgelöst.» «Der Bund» schrieb damals: «Graf enthüllt nur, was wir, die wir ihn persönlich kannten oder von ihm hörten, grundsätzlich bereits wussten», dass Meienberg ein gefährlicher Macho war, der Menschen ausbeutete und manipulierte. Und wer heute, 20 Jahre später, wiederholt G. begegnete oder mit ihm eine Redaktion teilte, könnte das Gleiche über ihn sagen. Beinahe alle Wegbegleiter von G. sagen jedoch nichts.

Nachdem ich 15 Jahre lang Wege gesucht habe, Männlichkeit zu performen, und beinahe ausschliesslich Täter als Vorbilder vorgehalten bekam, merkte ich, dass ich scheiterte, weil ich schlicht kein Mann bin. Und deshalb keinen Platz auf dem goldenen Treppchen von Gonzo-Abusern erhalten kann, keine Boys ehrfürchtig darüber flüstern werden, wie viel ich ficke. Und solange Journalismus und Musik Täter als Referenzen auftischen, weiss ich nicht, ob ich überhaupt je einen Platz in diesen beiden Branchen finden kann. Aber, und das ist das einzige Privileg, das ich für mich als trans Frau bisher entdeckt habe: G. wird diesen Text lesen, andere Abuser werden den Text auch lesen – und wütend sein. Aber da diese Männer neben einem abusive Mindset von der Popkultur auch gelernt haben, dass trans Frauen widerlich und unfickbar sind, bin ich immerhin vermutlich vor sexualisierter Gewalt geschützt und fühle mich – trotz Drohungen von psychischer oder physischer Gewalt – sicher genug, diesen Text hier zu schreiben.

Mia Nägeli, 1991, arbeitet nach einer Journalismusausbildung und ein paar Jahren bei CH Media und der TX Group heute in der Musikbranche in der Kommunikation, als Tontechnikerin und als Musikerin.

Dieser Beitrag wurde leicht angepasst. In der ersten Fassung war im Lead von der sexualisierten Gewalt «des Täters» die Rede. Es gilt die Unschuldsvermutung, daher lautet die korrekte Formulierung: des «mutmasslichen Täters».

Der Satz «sich manisch durch Clubs und Redaktionen der Schweiz fickt und traumatisierte Opfer zurücklässt» zeichnet ein zu generelles Bild. Die Formulierung «mutmasslich traumatisierte Betroffene zurücklässt» ist präziser.

Der Satz «Acht Jahre bevor die «Republik» G. anstellte und dabei von den Vorwürfen von sexuellem Missbrauch wusste» ist eine Falschaussage. Belegt ist lediglich, dass die «Republik» zu diesem Zeitpunkt «von Vorwürfen wegen sexueller Belästigung» wusste. Die damalige Redaktionsleitung habe diese Vorwürfe zur Kenntnis genommen, Gespräche geführt – und sei zum Schluss gekommen, dass die Vorwürfe nicht belegt seien und einer Anstellung nichts im Wege stehe.

13 Kommentare zu Weil er so fickt, wie sie alle gerne ficken würden

  • Sam Spade sagt:

    Verdammt. Auch ich kenne G. (aber er natürlich nicht mich). Zum ersten Mal gesehen habe ich ihn in einer Konstanzer Unterführung, er hat einen Text geslamt, zusammen mit Etrit. Später habe ich ihm im Klimperkasten zugehört, im Neuwerk, vielleicht auch mal in der Frohegg. Schon damals hat er mich beeindruckt. Und vielleicht sassen Mia und ich sogar in der selben Thurgauer WG, auf einem Hügel leicht oberhalb der Stadt, mit Blick auf den See (zumindest in der Theorie, wir sassen meist am Küchentisch). Ich habe G. rappen gehört, über die Frau im Heiligkreuz und das Zuviel an gestrecktem Kokain in St. Gallen und den Song kürzlich sogar meinem Teenagersohn vorgespielt. Ich fand G. super. Fand ihn spannend in der WoZ, grandios, geistreich, unterhaltsam in der Republik und er schien mir der vielleicht würdigste Nachfolger von Meienberg. Der ist bis heute einer meiner journalistisch-literarischen Helden – was mit Aline Graf war, habe ich längst verdrängt. Und als ich in der Republik über die Vorwürfe gegen G. las, fand ich die scheisse. Und habe mir gleichzeitig gedacht: wir wissen ja gar nicht genau, was war und dass er gerne einen geblasen bekommen möchte: geschenkt. Und niemand redet davon, dass der Mann nun komplett am Arsch ist, dass eine eloquente, kluge Stimme nun für mutmasslich lange, lange Zeit verstummen wird.

    Und dann lese ich diesen Text und weiss, dass auch ich schon ein Abuser war, gedankenlos, ich glaube nicht böswillig, aber eben doch. Denke daran, dass auch ich schon ganz oft in der Corvette-Ecke stand. Und dass ich mein Fantum überdenken muss. Und ja: es ist ganz oft ganz genau so wie Mia ihren Text betitelt hat, ein Ansage wie eine Faust mitten ins Macho-Gesicht.

    Der Text von Mia ist der mit Abstand beste, den ich zu diesem Thema gelesen habe, vielleicht sogar der einzig relevante. Und es macht meinen Ärger über die Republik nochmals eine Nummer grösser, dass niemand dort diesen Text geschrieben hat. Und/oder dass dieser Text dort nicht längst erschienen ist.

    Danke, Mia. Und nächstes Mal gerne in deiner Ecke.

  • Vera Trachsler sagt:

    „Heute stelle ich mir vor, dass die Frauen gleichzeitig am anderen Ende der Redaktion standen und sich Warnungen über G.s sexualisierte Gewalt zuflüsterten.“

    Bei aller berechtigter Kritik an diesem Zeitgeist der 00er Jahre: Dass sich die Autorin nachträglich vorstellt, wir Frauen dieses Milieus von damals hätten keine Stimmen gehabt, sondern wären verschüchtert zum Flüstern unter „unseresgleichen“ verdammt am anderen Ende des Redaktionsraumes gestanden (wth?) und hätten Gonzo, Vice Magazine, Californication und Drogenrap nicht genauso cool wie Männer gefunden, nicht auch zu den entsprechenden Verkaufszahlen und deren Popularität beigetragen, nicht auch diesen Style angestrebt und verkörpert, Frauen wie Cat Marnell nicht als weibliche Gonzo-Ikone oder Marie Calloway nicht als feministische Sex & Drugs Literatin abgefeiert und diesen problematischen Zeitgeist nicht auch selbst enthusiastisch befähigt und mitgeprägt, finde ich ziemlich befremdend.

    • Mia Nägeli sagt:

      Liebe Vera,

      Merci für den Kommentar. Dass alle Geschlechter den Sexismus und die Rape Culture der 00er Jahre (nicht, dass die heute nicht mehr existiere, sie ist nur etwas subtiler geworden) mitgetragen haben, ist mir bewusst. Hab ich auch nicht bestritten, sondern angetönt.

      Zum zitierten Abschnitt: Die Männer flüstern da, über Dinge, über die Männer eben flüstern (body count, Männlichkeitsfantasien, diesdas), die Frauen flüstern dort, über Dinge, über die Frauen eben flüstern (u.a. erwähnte Warnungen vor mutmasslichen Tätern). Selektiv das eine „Flüstern“ als „verschüchtert“ zu lesen, das seh ich eher als problematisches Framing an. Im Text war das nicht so gemeint, aber ich kann aber verstehen, dass man das als eingeschüchtert liest. Schliesslich ist das ebenso ein popkulturell geprägtes Muster, das bei Männergruppen nicht existiert. Darauf hätte ich Rücksicht nehmen können und ich hätte es schwieriger machen können, das Framing darauf zu projizieren – durch ein Verzichten auf das „Flüstern“ beispielsweise. Auch wenn das, wie mir mitgeteilt wurde, halt gerade in dem Fall so stattgefunden hat. Das ist ja nichts, was man durch die Redaktion brüllt.

      Danke für den Hinweis.

  • patrizia sagt:

    ja, stimmt Vera, und sie haben genauso auch alle anderen frauen (und männer), welche da nicht mitgezogen haben, sondern welche kritisiert und sich gewehrt haben, genauso abwertend mundtot gemacht, als uncool behandelt, wie diejenigen, die geflüstert haben.

  • Chrigel Fisch sagt:

    Warum nennt eigentlich niemand Namen?
    Ausser denjenigen von Meienberg, der jetzt grad mal einzig und allein auf seine machoistische Seite reduziert wird? Was hat G mit Meienberg zu tun? Nicht viel, finde ich, ich kenne beide, beide haben eine wahnsinnige (Meienberg zudem eine klinisch hoch-depressive) und eine unangenehme Seite. Ich nenns mal Aufschneiderei, Machismo, Protzen mit ein paar Lines, mal mit Hells Angels abgehängt, wow. Meienberg aber hat das Land und die damaligen finsteren Zustände andersartig seziert und für den Journalismus in diesem Land viel umgespurt.
    Warum wird G, der seinen Namen von einer «Hexe» entlehnt hat, nicht einfach beim Namen genannt?
    Ansonsten (abzüglich Meienberg, und ein paar mal «ficken» zuviel, das brauchts wirklich nicht, das ist bei den falschen abgeschaut) hab ich den Text sehr gerne gelesen, bin ja auch aus dem Thurgau, oder.
    Was da auf persönlicher Ebene gelaufen ist mit G, das ist Scheisse. Ich fänd nun G’s Antwort in Saiten professionell. Von beiden Seiten.

  • Vera, Patrizia, genau. So gut der Mia-Text ist – noch selten soviel „ficken“ gelesen und trotzdem die Sätze verschlungen – er weist misogyne Strukturen auf, nicht untypisch für unsere Zeit, die gerade punkto MediaToo WIRKLICH NICHT hinsehen will und Frauen unsichtbar macht. Ich hatte damals eine der stärksten Stimmen in der Schweiz – bis heute – doch die Equipe rund um den „Starjournalisten“ ist am Ruder. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie gewalttätig die Journiszene gegenüber sog. starken Frauen bleibt. Keine einzige Verantwortliche (die ehemalige Chefin des Abusers ist in höchster Medienposition), kein einziger Chef im linksliberalen, linksextremen, linkskulturellen Milieu muss Konsequenzen ziehen. Bis heute werden die Frauen, die sich damals gewehrt haben, mit aller Macht zum Schweigen verdammt. Also: Liebe Mia, liebe Saiten: Belasst es nicht bei diesem „Einzelfall“, sondern hört endlich den damaligen und heutigen Frauen zu!

    • Mia Nägeli sagt:

      Liebe Regula,

      Danke für deinen Kommentar. Der Text hier ist der bisher der einzige, der den Fall eben nicht als Einzelfall charakterisiert, sondern als strukturell bedingt, gefördert und verursacht versteht. Deswegen: Danke fürs Zustimmen. Und die harten Worte, die sind notwendig. Es geht hier nicht um „Sex“ oder ums „Liebe machen“, es geht ums „Ficken“, in allen Deutungen des Wortes.

      Ich bleib gern am Thema dran, Priorität hat aber der akute Schutz meines Überlebens. Weil Menschen wie du ihre Medienmacht dafür nutzen, um nach unten zu treten und gegen trans Frauen wie mich zu hetzen, werd ich täglich beim Einkaufen oder Spazieren beschimpft, bedroht, bespuckt und erhalte Morddrohungen. Nicht wegen meines Aktivismus oder wegen meiner Arbeit, sondern wegen meiner Existenz. Und du arbeitest aktiv, bewusst und seit Jahren daran mit. (Ich nehme an, analog zu anderen Aussagen von dir meinst du mit „Misogynie“ im Text meine Identität, mit „Frauen unsichtbar machen“ mein Existieren.)

      Deshalb: Wenn du deinen Hass und die Hetze mit Falschinformationen etwas zurücknimmst, werd ich mehr Kapazität haben, mich um strukturelle Gewalt zu kümmern. Bitte tu das doch und ich nutze die gewonnene Energie dafür, dich und andere FINTA*s in der Medienbranche zu schützen. Versprochen.

      Deal?

  • smirt sagt:

    fuuuck! (Um beim Wortlaut zu bleiben) ihr 90er und 00er Jahrgaenge scheint ja echt Probleme zu haben? Danke, der Text hat mir etwas geholfen eure Generation und die ganze, fuer mich bisher als voellig uebertieben wirkende Debatte ueber Sex/Gender besser verstehen zu koennen und trotzdem denk ich, fucking first world problems! Vielleicht beschaeftigt ihr euch besser mal mit etwas anderem?! die Welt dreht sich nicht um euch und auch nicht um die hier sogenannten Vorbilder. Medien kann mensch auch NICHT konusmieren, das hilft verdammt viel! Verbringt mal etwas mehr Zeit in Ruhe in der Natur und kommt runter von euren Tripps, was soll denn der ganze Scheiss bzw. wem nuetzts was?
    Oder um im Genre zu bleiben:

    TEXTA, Paroli, qualitaets Rap aus meiner Generation:
    http://texta.at/lyrics/paroli/paroli

  • betim sagt:

    top artikel, du seisch es, verfickti hüchler

  • Timi sagt:

    Starker Text Mia, danke! Dass es hier Leute gibt, die dich wegen Formulierungen im Text oder Fehlrepräsentationen einzelner Frauen kritisieren finde ich nebensächlich. Als die Geschichten von R.s Übergriffen publik gemacht wurden (an dieser Stelle Respekt für alle die sich gemeldet haben) war niemand wirklich überrascht. Weder sein privates noch sein professionelles Umfeld. Er ist ein egomanischer, manipulativer Machtzwerg, der zwar gute Reportagen schreibt (würde mich nicht wundern, wenn er einige der kritischen Kommentare selbst verfasst hat), aber auch total daneben ist. Wieso regen sich alle so darüber auf, dass so ein Typ für seine wiederholten, heftigen Grenzüberschreitungen angeprangert wird?

    #it is nice to be important, but it is more important to be nice.

    • Mia Nägeli sagt:

      Hey Timi,
      Merci für den Kommentar und die lieben Worte.

      Ich möchte nur darauf hinweisen: Die von dir erwähnte Kritik kommt nicht aufgrund von angeblicher Fehlrepräsentation, sondern aufgrund von einer trans-/frauenfeindlichen Ideologie der von dir gemeinten Kommentatorin. Die Formulierung „Frauen unsichtbar machen“ verwendet sie regelmässig, um gegen trans Frauen zu hetzen, bei Anlässen der Mitte-Partei, in ihrem Podcast, in Texten, auf Twitter.

      Möchte das nur ergänzen, da ich gerne Hetze gegen eh schon diskriminierte Minderheiten als das benennen möchte, was es ist, egal wie subtil sie daherkommen mag.

  • Timi sagt:

    Starker Text Mia, danke! Dass es hier Leute gibt, die dich wegen Formulierungen im Text oder Fehlrepräsentationen einzelner Frauen kritisieren finde ich nebensächlich. Als die Geschichten von G.s Übergriffen publik gemacht wurden (an dieser Stelle Respekt für alle die sich gemeldet haben) war niemand wirklich überrascht. Weder sein privates noch sein professionelles Umfeld. Er ist ein egomanischer, manipulativer Machtzwerg, der zwar gute Reportagen schreibt (würde mich nicht wundern, wenn er einige der kritischen Kommentare selbst verfasst hat), aber auch total daneben ist. Wieso regen sich alle so darüber auf, dass so ein Typ für seine wiederholten, heftigen Grenzüberschreitungen angeprangert wird?

    #it is nice to be important, but it is more important to be nice.

  • Arjun sagt:

    Super Artikel. Und de G. probiert sich no als grosse linke und Feminist z profiliere… Voll de Witz. Villicht hät er zviel ziit mitem Köppel verbracht

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Impressum

Herausgeber:

 

Verein Saiten
Gutenbergstrasse 2
Postfach 2246
9001 St. Gallen

 

Telefon: +41 71 222 30 66

 

Hindernisfreier Zugang via St.Leonhardstrasse 40

 

Der Verein Saiten ist Mitglied des Verbands Medien mit Zukunft.

Redaktion

Corinne Riedener, David Gadze, Roman Hertler

redaktion@saiten.ch

 

Verlag/Anzeigen

Marc Jenny, Philip Stuber

verlag@saiten.ch

 

Anzeigentarife

siehe Mediadaten

 

Sekretariat

Isabella Zotti

sekretariat@saiten.ch

 

Kalender

Michael Felix Grieder

kalender@saiten.ch

 

Gestaltung

Data-Orbit (Nayla Baumgartner, Fabio Menet, Louis Vaucher),
Michel Egger
grafik@saiten.ch

 

Saiten unterstützen

 

Saiten steht seit 30 Jahren für kritischen und unabhängigen Journalismus – unterstütze uns dabei.

 

Spenden auf das Postkonto IBAN:

CH87 0900 0000 9016 8856 1

 

Herzlichen Dank!